Hallo, da bin ich wieder. Vor 2 Wochen haben wir Bergfest gefeiert und ich hab mit erschrecken festgestellt, dass ja die Hälfte der Zeit schon um ist!
Wir mussten einen Zwischenbericht für die
Evangelischen Freiwilligendienste schreiben, wie es uns hier bisher ergangen ist und was einfach/schwierig war/ist, also dachte ich, dass ich ihn auch gleich hier veröffentlichen kann.
Zwischenbericht von Maya Krabbe
Ich bin Maya Krabbe, 18 Jahre alt und ich verbringe mein
DJiA in Athen, Griechenland. Hier helfe ich im Demitrio After School House in
Moschato, einem am Stadtrand liegenden Teil von Athen mit Anschluss zum Meer.
Ich bin hier in Griechenland jetzt seid 5 Monaten, ich wohne
in einer kleinen Wohnung in Pargrati, im Zentrum von Athen, zusammen mit Miriam
und Alina, zwei Mitfreiwilligen aus Deutschland. Insgesamt sind wir acht
deutsche Freiwillige in Athen und wir treffen uns jeden Freitag in dem
Gemeindehaus der Deutschen Kirche von Athen, die unsere Aufnahmeorganisaton
hier ist, zum Griechisch-Sprachkurs und Seminar mit Birgit, unserer Betreuerin
hier vor Ort. Das ist toll, weil wir uns austauschen und über Probleme und
Aktuelles reden können. Außerdem sind wir eine Gruppe und somit nicht allein.
Montag bis Donnerstag arbeite ich in meiner Einsatzstelle,
dem Demitrio After School House. Es ist eine Nachmittagsbetreuung für
griechische Kinder im Alter von 6-12 aus schwachen sozialen Verhältnissen,
viele sind arm oder haben nur ein/kein Elternteil oder Krebs in der Familie. Die
Kinder kommen dort nach der Schule hin, essen Mittag und machen ihre
Hausaufgaben. Danach gibt es Programm, wie z.B. Basteln, Malen, Kochen, Tanzen,
Singen, Spiele, Gitarren/Klavierunterricht, Nähen oder die Kinder gehen raus
und spielen Fußball oder Volleyball. Zwischendurch gibt es noch Kakao und
Kekse. Meine Arbeitszeiten sind daher auch von mittags bis abends, d.h. ich
muss meine Hobbys größtenteils auf den Vormittag legen.
Ich helfe dort bei dem Vorbereiten des Mittagessens, danach
beim Wegräumen und Saubermachen, bei den Vorbereitungen für das Kakaotrinken,
den Englisch- und Deutschhausaufgaben und allgemein, wenn die Kinder basteln
oder etwas machen und Hilfe brauchen. Außerdem gebe ich an zwei Tagen die Woche
Klavierunterricht und seid Februar soll ich eine Gruppe von Kindern betreuen,
die schon eher mit den Hausaufgaben fertig sind und sonst nur am Computer
herumhängen würden. Das ist eine neue Herausforderung, da ich größtenteils
allein mit den Kindern bin und sonst nicht. Die letzten Tage hab ich mit ihnen
Armbänder oder Schlüsselanhänger gemacht, da waren selbst die Jungen
begeistert. Trotzdem ist es schwierig, sich ohne richtige Sprachkenntnisse
durchzusetzen und die Kinder leise zu halten.
Es war nicht immer so, dass ich so viel zu tun habe. Am
Anfang saß ich viel herum und da ich die erste Freiwillige in meiner
Einsatzstelle bin, wussten sie auch nicht, wie viel sie mir zutrauen können,
oder was ich machen kann. Aber nach und nach kamen immer mehr Aufgaben und
manchmal musste ich auch einfach mal die Initiative ergreifen und mit den
Kindern anfangen, ein Spiel, z.B. UNO oder Jenga zu spielen.
Dass viele Kinder arm sind, merkt man u.A. daran, dass sie
Essen, dass übrig geblieben ist, nach Hause mitnehmen, oder allgemein sich über
jede Kleinigkeit freuen. Zu Weihnachten hatten wir vom Weihnachtsbasar
Adventskallender mit Schokolade übrig, die wir dann den Kindern geschenkt
haben. Sie haben sich riesig gefreut. Als ich einem Mädchen bei den Englischhausaufgaben
geholfen habe, hat es sich bei mir mehrmals Bedankt. Ich habe den Eindruck,
dass die Kinder sonst vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen.
Die Kommunikation funktioniert eigentlich ziemlich gut, die
meisten meiner Mitarbeiter sind studierte Lehrer, die aber keinen Platz an
einer Schule bekommen haben und viele sprechen daher auch Englisch. Mit den
zwei, die kein Englisch können, funktionierte die Verständigung am Anfang mehr
über Hände und Füße oder Einwortsätze und fragende Gesten. Von den Kindern
können nur wenige gut Englisch, und ich konnte am Anfang kein Griechisch, also
lief die Kommunikation auch nur über Gesten oder wie im Moment über eine
Mischung aus Griechisch/Englisch.
Mit den Kindern habe ich angefangen, die Zahlen, Farben und
das Alphabet zu üben, oder einfach Vokabeln zu lesen. Viele haben sich gefreut,
auch einmal Lehrer sein zu dürfen und haben mir mit Begeisterung geholfen. Auch
meine Mitarbeiter sind sehr hilfsbereit und lernen mit mir ab und zu Griechisch.
Natürlich haben wir auch einen Sprachkurs, aber das meiste lerne ich in meiner
Einsatzstelle. Auch der Klavierunterricht hilft mir sehr, da ich dort gezwungen
bin, Griechisch zu sprechen, denn oft wechsele ich in das Englisch, wenn ich
mit den Mitarbeitern spreche.
Doch ich merke jede Woche Fortschritte und inzwischen kann
ich schon recht viel verstehen, mich grob verständigen und lesen. Schreiben ist
doch etwas schwieriger, auch wegen der fremden Schriftzeichen. Griechisch
lernen ist definitiv nicht einfach.
Insgesamt macht es mir schon sehr viel Spaß, der Höhepunkt
war ein Weihnachtskonzert, von meiner Einsatzstelle organisiert, wo ich in
einer orthodoxen Kirche einen kleinen Jungen auf Klavier begleitet habe,
während er ,,The little drummer boy’’ auf Griechisch gesungen hat. Gleich am
nächsten Tag gab es das Selbe nochmal, nur vor dem Oberhaupt der orthodoxen
Kirche von ganz Griechenland.
Schwierig war am Anfang vor allem die Lautstärke, die in dem
Zentrum herrscht, da Kinder schreien, die Erzieher dies zu übertönen versuchen
und zur allgemeinen Erheiterung im Hintergrund noch laute Musik läuft.
Außerdem war neben der Sprache noch die Anfahrt zu meiner
Einsatzstelle schwer, da die öffentlichen Verkehrsmittel in Athen sehr
unübersichtlich sind und auch nicht fahren, wenn mal wieder eine Gruppe von
Demonstranten den weg versperrt. Es dauert außerdem je nach Verkehr 50 Minuten
bis 1 ½ Stunden dorthin oder nach Hause. Das verbraucht schon Zeit.
Das Leben in einer Großstadt allgemein war mir am Anfang
sehr fremd, es ist hier viel lauter, viele Menschen, Arme, Bettler, Hunde,
Tauben und Grafitti und verfallene Häuser. Wenig Natur und viele Autos, Taxen,
Häuser hinter Häuser und könnte ich gut Griechisch, könnte ich bis aufs Wort
verstehen, was unsere Nachbarn nebenan erzählen.
Aber Athen hat auch schöne Ecken, wie z.B. ein
Sonnenuntergang auf dem Lykabettos , oder ein Kakao in der Plaka, die vielen
kleinen Läden, in denen man fast alles bekommt, oder der Wochenmarkt mit
frischem Obst und Gemüse.
An den Wochenenden machen wir öfters Ausflüge, wir waren
z.B. schon in Delfi, wo früher angeblich das Orakel war, am Meer und am See von
Vouliagmeni, der auch im Winter wegen unterirdischen Quellen warm ist. So kam
es, dass ich bei 14 Grad im Winter draußen schwimmen war. Außerdem ist das
Klima hier recht warm und ich konnte im Januar im Meer baden.
Der Kontakt zu den Griechen ist nicht so einfach, da die
jüngeren zur Schule gehen und man sie kaum auf der Straße sieht oder in Kontakt
kommt. Bei Erasmustreffen oder Tandemtreffen hat man schon eher die Chance,
sich mit Griechen anzufreunden, jedoch ist der einfachste Weg, sich mit
Arbeitskollegen zu treffen. Mit einer Leherin, Angelikis heißt sie, waren wir
schon in einem orthodoxen Gottesdienst und in der Plaka einen Kaffee trinken.
Außerdem hat sie mit mir eine Führung um die Akropolis gemacht.
Auch bei dem Chor, der für mich Pflicht ist, da jeder
Freiwillige an einer Gruppe der Gemeinde teilnehmen soll, treffe ich Griechen.
Es ist zwar der Gemeindechor ist, jedoch wird er von einem der griechischen
Organisten hier geleitet und etwa die Hälfte der Chormitglieder sind
musikbegeisterte Griechen, die Spaß daran haben, sich der deutschen Sprache zu
versuchen und meist deutsche Lieder zu singen. Es ist immer lustig zu sehen, dass
auch die Griechen ihre Probleme mit der deutschen Aussprache haben. Ein Kind
geboren zu Beeeethlehem und nicht Bäthlähäm, und so weiter. Wir haben aber auch
schon griechische Lieder gesungen.
Der griechische Chorleiter ist übrigens auch mein jetziger
Orgellehrer, denn ich hab das Glück, dass ich mein Hobby Orgelspielen hier
fortführen kann. Außerdem treffe ich mich oft mit den anderen deutschen
Freiwilligen und Athen hat auch einiges an Veranstaltungen zu bieten.
An Weihnachten war ich für zwei Wochen zu Hause und das
Zurückkommen viel mir nicht sehr schwer. Anders als bei dem
Vorbereitungsseminar erwähnt, war bei mir an Weihnachten kein Tiefpunkt. Die
anfängliche Euphorie verschwand mit der ersten Arbeitswoche, die ich schon als
sehr anstrengend empfand. Die ersten drei Wochen waren allgemein nicht so
einfach. Inzwischen ist die Arbeit jedoch nur noch halb so anstrengend und
macht auch sehr viel Spaß.
Selbstständig und ohne Eltern zu leben, war für mich aber
kein Problem. Vor allem am Anfang gab es etwas Sehnsucht nach Hause, der
Familie und den Freunden, jedoch legte sich dies nach ca. einem Monat. Nach
etwa zwei bis drei Monaten fühlte ich mich in Athen ,,richtig angekommen’’. Ich
skype ab und zu mit meiner Familie oder Freunden zu Hause, jedoch eher seltener.
Nun ist die Phase, wo gerade nicht so viel los ist, da
Weihnachten vorbei ist und man im Winter in Athen nicht so viel unternehmen
kann, wie in den wärmeren Jahreszeiten.
Obwohl ich aus Deutschland bin, sind die meisten Griechen
sehr nett zu mir und neugierig, was ich hier mache. Einmal saß ich an der
Trollyhaltestelle und ein Grieche sprach mich an. Als ich ihm sagte, ich sei
aus Deutschland, meinte er, ich sei herzlich willkommen hier und er wünsche mir
alles Gute. Jedoch kommen aber auch ab und zu Kommentare oder Witze zu Angela
Merkel, ob ich sie möge und jemand verglich sie direkt mit Hilter. Das war aber
die Ausnahme und die Person mag mich nicht weniger, nur weil ich Deutsche bin.
Insgesamt hab ich bis jetzt schon viel erlebt und merke Fortschritte
mit der Sprache. Außerdem würde ich mich in einer Großstadt besser
zurechtfinden und finde es toll, so viele neue Menschen kennen gelernt zu haben.
Was ich danach studieren will, weiß ich leider immer noch nicht, jedoch hab ich
hier auch schon viel über mich selbst gelernt. Ich hoffe, hier noch eine schöne
Zeit zu haben, denn die Hälfte ist schon wie im Flug vergangen.
Maya Krabbe